Es ist 8.30 Uhr am Morgen 26.06.2021 und der Himmel ist bewölkt! Der Tag fängt spannend an, denn das Schlimmste was einer Demo passieren kann, ist schlechtes Wetter und keiner kommt. Bei uns Mitgliedern der Bunten Liste Schwarzenbruck stellt sich leichtes Bauchzwicken ein … wie viele Menschen werden es wohl? 150 Menschen – sollten es schon werden, oder? Vielleicht 200 – das wäre toll! Ich tippe auf 50 Teilnehmer*innen sagt einer in der Runde – dann müssen wir die Menschenkette künstlich mit Bändern verlängern – hoffentlich nicht! Das Megaphon ist noch nicht da – war doch versprochen! Wie sonst könnten wir die Menschenkette, das Ziel der Demo, dirigieren? Gut, dass Flyer, Plakate und Banner rechtzeitig angekommen sind … 7000 Flyer für 50 Personen – nein, jetzt denken wir lieber positiv! Es geht ja um unseren Wald, um die Natur, um uns Menschen, um das Erbe für unsere Kinder und Kindeskinder!
Die Mitglieder*innen der Bürgerinitiative sind vollständig vor Ort versammelt, es ist 10.00 Uhr. Der Himmel reißt auf, die Sonne scheint uns ins Gesicht und alle bereiten emsig die Demo vor. Podium aufstellen, Auto mit unserem Demomaterial postieren und zur Ausgabe vorbereiten, hat jemand Kabelbinder … Posten mit Banner an die B8 ans Ortschild Pfeifferhütte – damit auch jeder den Weg findet, Ordner*innen einweisen, die Polizei begrüßen … wo ist das Megaphon?
Der ausgewählte Platz „An der Lände“ in Pfeifferhütte ist optimal. Die Lände war eine „Ausweichstelle“ für die Treidelschiffe, da der alte Kanal nur in eine Richtung zu befahren war. Wir demonstrieren hier auf geschichtlichem Boden am alten Kanal, der ein historisches Denkmal ist und nebenbei Naherholungsgebiet! Hier darf kein ICE-Werk entstehen! Wetten, dass keiner von der Deutschen Bahn jemals am alten Kanal spazieren gegangen ist?
Kurz vor 11 Uhr, von allen Seiten strömen die Menschen zur Demo! Auf dem Kanalweg kommen die Radler*innen, mit selbstgebastelten Plakaten und Transparenten bewegen sich große und kleine Menschengruppen den Weg von der B8 hoch … wir von der Orga haben plötzlich gar keine Zeit mehr uns zu entspannen, sondern wuseln durch die Menge und treffen die letzten Vorbereitungen – das Megaphon ist immer noch nicht da! Unser Bürgermeister Markus Holzammer ist schon vor Ort, Heide Frobel vom Bund Naturschutz, Vertreter aller Schwarzenbrucker Parteien, Vereine und mit „Paukenschlag“ die Sambagruppe und zaubert sofort die richtige Stimmung! Man kann regelrecht spüren, dass sich hier alle einig sind: Wir wollen kein ICE-Werk in unserem Wald!
Im Sambarhythmus füllt dich der Platz in alle Richtungen – die Polizei zählt die Demoteilnehmer*innen und bestellt schon mal vorsorglich noch zwei Beamte mehr – irgendwas zwischen 650 und 700 Menschen sind nun vor Ort! Die Ordner*innen vom Awareness Team des Vereins Laissez-Faire e.V., die sich auf einen ruhigen Tag eingestellt hatten, kommen ins Schwitzen – Corona ist ja noch all gegenwärtig! Die Stimmung ist super, viele liebe Menschen kommen nicht nur aus den Schwarzenbrucker Ortsteilen, sondern auch aus den Nachbargemeinden Postbauer-Heng, Mimberg, Ezelsdorf und Feucht. „Wir müssen uns gegenseitig unterstützen, es geht um uns alle, nicht nur um einzelne Ortschaften. Wie viel unserer eigenen Lebensgrundlage soll noch zerstört werden. Wie dumm sind wir Menschen eigentlich?“ sagt ein hochbetagter alter Mann mit Rollator, der sich den Anstieg zur Lände hochkämpft und dabei sogar ein wenig im Sambarhythmus schwingt!
Die BI Sprecherin Tanja Holl eröffnet die Kundgebung und wie immer, kommt sie direkt zum Punkt „Hände weg vom Faberwald, Hände weg vom Mühlbachtal“ und das direkt an den Ministerpräsidenten Markus Söder, der sich auch für unseren Standort einsetzen soll! Markus Holzammer schließt sich an. Er lebt seit 47 Jahren in Lindelburg und will sich gar nicht vorstellen, was das ICE-Werk alles zerstören würde: „Wir müssen uns klar gegen das ICE-Werk stellen“, sagt er und hat ja auch schon eine wichtige Maßnahme ergriffen und einen Rechtsanwalt bestellt. „Verkaufen Sie Ihren Privatwald nicht an die Bahn.“ Frau Frobel vom Bund Naturschutz spricht sich für geeignete Industriebrachen, bzw. Flächen aus, die keine Zerstörung der Natur zur Folge haben!
Und dann kommt der Höhepunkt der Demonstration für unseren Wald! Die Menschenkette!
Wir wollen uns mit der Menschenkette entlang des alten Kanals symbolisch schützend vor den Wald stellen … und wo ist das Megaphon um die vielen Menschen zu lotsen? … es ist immer noch nicht da, aber wir brauchen es auch nicht mehr. Die Sambagruppe geht voran und alle Demonstrantinnen und Demonstranten folgen ihr im Rhythmus und postieren sich entlang des Waldes. Die Stimmung der fast 700 Teilnehmer*innen ist wunderbar! Bis zur Schleuse 43 schaffen wir es und haben unser Ziel erreicht!
Mit Postern und Plakaten in den Händen stehen wir alle vor unserem Wald und sagen NEIN zu einem ICE-Werk!
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